Das Anliegen und die Arbeit der Künstlerstadt
Die Künstlerstadt ist ein junges und innovatives Kulturprojekt: Gelegen im Norden Sachsen-Anhalts hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, dem demografischen Wandel mit Kunst- und Kulturangeboten zu begegnen. Wichtig dabei ist es ihr durch die kulturellen Impulse die Menschen einzuladen ihre gestalterischen Potentiale in sich wieder zu entdecken und sie in Form bürgerschaftlichen Engagements wieder in die Gesellschaft einzubringen. Kernstück der Arbeit der Künstlerstadt sind die jährlich stattfindenden Sommer- und Wintercampus, welche nationalen wie internationalen Studierenden und Künstler*innen aller künstlerischen Richtungen die Möglichkeit bieten die Künstlerstadt kennen zu lernen. Sie erhalten während der Campuszeiten ein Stipendium, welches ihnen freie Unterkunft und Arbeitsräume zur Verfügung stellt. Sie arbeiten hier zwischen 2-4 Wochen an ihren eingereichten Projekten. Möglich ist es auch sich in die soziale Plastik einzubringen, sei es in Form bestimmter öffentlicher Veranstaltungen oder durch das Anbieten von Workshops.
Unser Ziel ist es zum einen, den Luxus der Leere als potentiellen Gestaltungsraum zu verstehen und ihn für Kunst und Kultur, für soziale Innovation und einem neuen guten Leben zu nutzen. Zum anderen soll durch unser Angebot Kalbe wie auch die gesamte Region Altmark neu belebt, Zuzug ermöglicht und Bleibeperspektiven geschaffen werden.
Dabei verstehen wir uns als soziale Skulptur. Das bedeutet, dass alle Interessierten eingebunden werden sollen: Stipendiaten/innen und Künstler/innen ebenso wie Einheimische und Gäste. Übergeordnetes Ziel ist es daher, durch Kunst- und Kulturangebote die kreativen Potentiale vor Ort zu wecken, zu fördern und Räume zum Umsetzen dieser Potentiale zu schaffen.
Mit diesem Anliegen haben wir unsere Arbeit im Jahr 2013 begonnen und wurden vielfach ausgezeichnet dafür. Nach dieser Anfangsphase sehen wir uns nun auf dem Wege der Professionalisierung. Die Schaffung eines Koordinationsstipendiums durch die Kulturstiftung des Bundes war ein erster Schritt dazu. Zusätzlich wurden wir Ende vergangenen Jahres in das „Neulandgewinner“-Programm der Robert Bosch-Stiftung aufgenommen, welches unsere Projekte ebenfalls finanziell und ideell fördert.
Das Stipendium im Rahmen des Sommercampus
Kernstück unserer Arbeit ist der jährlich stattfindende Sommercampus: Über 50 Tage werden Studierende aller künstlerischen Richtungen (Bildende Kunst, Literatur, Schauspiel, Musik, Film, Photographie, Medienkunst, Performance, interdisziplinäre Projekte) eingeladen in Kalbe zu wohnen und zu arbeiten. Die Künstlerstadt stellt dafür Unterkünfte und Arbeitsräume kostenfrei zur Verfügung, Aufführungsräume für Lesungen, Konzerte, Performances oder Screenings sind ebenfalls vorhanden. Ein Grundstock an Arbeitsmaterialien, Werkzeug und technischem Equipment ist bereits vorhanden, weitere Anfragen seitens der Stipendiat*innen können individuell besprochen werden.
Gemäß unserem Anliegen wünschen wir uns, dass sich die Stipendiat*innen des Sommercampus als Teilnehmer*innen einer sozialen Skulptur sehen: Das bedeutet, dass neben der Arbeit an den eigenen Projekten (oder gern auch in Zusammenhang mit diesen) die Interaktion mit der Stadt Kalbe und ihren Bewohner*innen Teil begrüßt wird. Das kann z.B. durch partizipative/interaktive Kunstaktionen geschehen, oder durch Workshops mit Bewohner*innen geschehen. Ein breit aufgestelltes Rahmenprogramm mit Ideenwerkstätten, Radtouren oder gemeinsamen interkulturellen Abendessen bietet Gelegenheiten, um Stadt, Landschaft sowie ihre Historie kennenzulernen und sich mit eigenen Visionen für die regionale Entwicklung einzubringen.
Dazu bieten wir den Stipendiat*innen die Möglichkeit einzigartige Räume zu bespielen, die teils von stadtgeschichtlicher Bedeutung sind: Ein früherer Bauernhof mitsamt Stallungen und großer Scheune, das ehemalige Gerichtsgebäude der Stadt Kalbe sowie eine alte Autowerkstatt, die sogenannte „Trabi-Bude“, die „Gerichtslaube“, eine ehemalige Gaststätte, Mit diesen Örtlichkeiten stellt die Künstlerstadt Arbeitsräume, die teils über mehrere Jahre ungenutzt blieben und die ungewöhnliche wie einzigartige Möglichkeiten zur künstlerischen Produktion eröffnen. Genau dies beschreiben wir auch als „Luxus der Leere“: Nicht nur, dass die Räume teils bis zu 70 Quadratmeter Platz zur Entfaltung der eigenen Kreativität bieten. Sie stellen zugleich auch eine gewinnbringende Herausforderung dar: Anders als die oftmals uniformen Arbeitsräumen in den Universitätsstädten sind die Räume der Künstlerstadt oft noch ungeformt, wodurch sie aber gerade eine stimmungsvolle und anregende Arbeitsumgebung bieten.
Darüber hinaus stellt der Sommercampus eine Chance zu intensivem interdisziplinärem wie interkulturellem Austausch dar: Dadurch, dass explizit Studierende aller künstlerischen Richtungen angesprochen sind, ermöglicht das Stipendium eine Begegnung der jungen Künstler*innen über alle fachlichen Grenzen hinweg. Ebenso verstehen wir den Sommercampus als entschieden international ausgerichtet: Neben Gästen aus Europa (Österreich, Polen, Armenien) durften ebenso bereits Stipendiat*innen aus Australien, Südkorea oder China begrüßen und möchten diesen interkulturellen Zugang in den kommenden Jahren noch intensivieren. Lediglich für die eigene Verpflegung und die Materialkosten muss man selbst aufkommen.
Erstmalig können wir für außerhalb von Deutschland lebenden Bewerber*innen einen Fahrtkostenzuschuss zahlen. Möbel und Geschirr werden gestellt, gekocht wird in einer großen gemeinsam genutzten Küche. Jedem Stipendiaten wird ein Pate/Patin als Ansprechpartner zur Seite gestellt.
Die Stipendiaten verpflichten sich im Rahmen von wöchentlichen Events, die hier entstandenen oder mitgebrachten Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen. Eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Medien ist gewährleistet.
Vorteile, die eine Bewerbung bringt:
- hier in der Region leben bislang noch wenige Künstler
– Kunst wird wahrgenommen
- das mediale Interesse ist sehr groß
- neugieriges, interessiertes Publikum
- Möglichkeit des Austausches mit nationalen und internationalen Künstlern aller Kunstrichtungen
- Möglichkeit der Entwicklung neuer Projekte mit den anderen Künstlern
- Inspiration durch ein neues Umfeld für die eigene Arbeit
- Zimmer/Wohnung zu Hause kann zwischenzeitlich vermietet werden
- Teilnahme am 6. Internationalen Sommercampus!
- Kalbe und die Altmark kennenzulernen