Presseberichte_2016_3
12.08.2016
Von verwaisten Häusern angelockt
Karola Pfandt schläft während ihrer Zeit in Kalbe in diesem muggeligen Bauwagen. Aus dem würde sie am liebsten gar nicht mehr ausziehen. Foto: Elisa Sowieja
Über das Projekt
Am 25. Juli ist die vierte Auflage des Sommercampus gestartet, am 11. September endet sie. In dieser Zeit wohnen und arbeiten Kunststudenten für je zwei bis vier Wochen in leerstehenden Häusern und Wohnungen. In diesem Sommer kommen 14 Stipendiaten nach Kalbe.
Künstler unterschiedlichster Richtungen waren bisher schon vertreten: Maler, Bildhauer, Puppenspieler, Musiker, Literaten, ...
Die Häuser werden für das Projekt von den Besitzern zur kostenlosen Nutzung überlassen.
Die Unterkunft wird gestellt, selbst aufkommen muss man für Verpflegung und Material. Jeder hat einen Kalbenser als Paten.
Der Sommercampus wird organisiert vom Verein Künstlerstadt Kalbe. Dort engagiert sich ein harter Kern von rund 15 Leuten.
Der Verein veranstaltet seit 2014 auch einen Wintercampus, zudem organisiert er zum Beispiel Schreibwerkstätten, Tanz- und Grafitti-Workshops.
Finanzielle Unterstützung erhält die Künstlerstadt in Form von Fördermitteln und Preisgeldern aus Wettbewerben. Während der Sommercampus läuft, gibt es jeden Sonnabend ab 15 Uhr eine Führung durch die Ateliers.>
Weitere Infos findet man im Internet unter kuenstlerstadt-kalbe.de.>
Kalbe Von den Wänden lösen sich Tapetenfetzen, rostige Scharniere halten marode Holzbalken zu Fenstern zusammen, den kalten Betonboden bedeckt nichts als eine Schicht Staub – Karola Pfandt fühlt sich hier pudelwohl. In Flip Flops, Schlabberhose und Kuschelstrickjacke schlurft sie durch den Raum, die Hände um einen Pott Kaffee geschlungen, und begutachtet ihre Schätze: Alukelle, Topfschwämme, Eierteller, Radkreuzschlüssel – und sechs neonfarbene Glitzer-Nagelfeilen. „Die find ich ja total scharf“, witzelt sie und nippt an ihrem Kaffee. Für Karola Pfandt ist diese einstige Trabiwerkstatt ein Kunstprojekt. Mit ihrem Sammelsurium will sie hier eine Installation erschaffen. Schon zum fünften Mal verbringt sie ihre Semesterferien im Altmarkstädtchen Kalbe, um sich in einem verlassenen Raum kreativ auszutoben. Die 26-Jährige studiert Kunst in Karlsruhe. „Solche Residenzstipendien gibt es in Deutschland meist nur für fertige Künstler“, erzählt sie. „Da ist das schon eine besondere Gelegenheit.“ Ermöglicht hat das der Verein Künstlerstadt Kalbe um die Psychotherapeutin und Hobby-Malerin Corinna Köbele. Um die dünn besiedelte Stadt zu beleben, lädt er seit 2013 jeden Sommer Studenten aus aller Welt dazu ein, leerstehende Häuser und Wohnungen als Ateliers zu nutzen. Seit 2014 gibt es neben dem Sommer- auch einen Wintercampus.
Ein kahler Raum mit Tapetenresten an der Wand – für die Kunststudentin ist solch ein Atelier inspirierend. Foto: Elisa Sowieja
Auf das Angebot ist Karola Pfandt durch Zufall im Internet gestoßen. Den Namen Kalbe hatte sie noch nie gehört, Sachsen-Anhalt noch nie betreten. Gezögert sich zu bewerben habe sie aber nicht: „Ich dachte mir, man kann ja auch mal woanders hin“, erklärt sie schulzertuckend. „Außerdem habe ich ein Faible für skurrile Sachen.“ Damit spielt die Nachwuchskünstlerin auf die Unterbringung an: Vor dem ersten Sommercampus hat der Verein einige der verwaisten Wohnungen mit Putzeinsätzen und gespendeten Möbeln zum Wohnen hergerichtet.
Solides Psychologie-Studium hingeworfen
Die gebürtige Marburgerin ist ohnehin jemand, der ungewöhnliche Wege nicht scheut. Nach dem Abitur hatte sie einen der begehrten Studienplätze in Psychologie ergattert – und war so auf dem Weg in einen soliden, gutbezahlten Job. Doch nach einem Jahr schmiss sie hin. „Ich fühlte mich geistig eingeschränkt. Man hat dicke Wälzer auswendig gelernt und den Inhalt in Klausuren wieder ausgespuckt.“ Schon lange interessierte sie sich für Malerei, außerdem hat sie Künstler in ihrer Familie. Also nahm sie – nach einem Probesemester und vielen Gesprächen – ein Kunststudium auf. Das finanzielle Risiko, das ihr neuer Berufsweg mit sich bringt, ist der Studentin durchaus bewusst. Die ernüchternden Zahlen trägt sie nüchtern vor: „Man sagt, drei bis fünf Prozent der Absolventen an den Akademien können später von ihrer Kunst leben.“ Darüber mache sie sich aber keine Gedanken mehr. Warum? „Das frisst Energie. Außerdem findet man immer eine Art, wie man sein Brot auf den Tisch bekommt.“ Nachdem sie die ersten zwei Studienjahre in Karlsruhe vor allem mit Malerei und Zeichnen verbracht hat, widmet sich Karola Pfandt seit einigen Monaten Video-Installationen. Als sie im Winter zuletzt in der Altmark war, schuf sie dort schon mal eine Installation. Dafür filmte sie die Landschaft in der Umgebung: Bäume, Wiesen, Seen – Idylle. Darunter legte sie mystische Klänge. Das Video präsentierte die Nachwuchskünstlerin dann in einem quietschgrünen Raum, in dem ein alter Billardtisch stand. Auf den legte sie vertrocknete Kürbisse, die sie im Wald gefunden hatte. Und sie pinnte Zettel mit eigenen Texten an – eine Aneinanderreihung von Eindrücken und Gefühlen, getippt auf einer Reiseschreibmaschine aus den 70ern.
Herunterhängende Tapete inspiriert
Die hat sie auch diesmal dabei. Was sie für ihre neue Installation darauf tippen will, weiß die junge Frau noch nicht. Auch nicht, wie Eierteller, Nagelfeilen und Co. – teils in der Werkstatt gefunden, teils im Baumarkt gekauft – ihrem Werk nutzen sollen. Aber sie ist ja auch erst seit ein paar Tagen hier, noch drei Wochen hat sie Zeit. Ein wenig hat sie schon herumprobiert: mit Gips Figuren abgegossen, Alufolie mit Gittern gemustert. Ihre Arbeitsumgebung, erzählt Karola Pfandt, sei jedenfalls eine Hilfe: „Für Künstler ist das hier Klasse. Man hat Platz, sich auszubreiten. Außerdem ist in großen Städten alles durchdesignt. Ich finde es viel inspirierender, wenn in einem Raum die Tapete herunterhängt.“ Damit sie sich in ihrer leeren Werkstatt nicht verlassen fühlt, hat Karola Pfandt wie alle Stipendiaten einen Kalbenser als Paten. Der schaut immer mal vorbei, hilft, sich in der Stadt zurecht zu finden, lädt einen zum Kaffee ein. Auch andere Bewohner kommen die Künstler besuchen. „Bei uns gibt‘s abends ständig Gemüsepfanne, weil immer wieder jemand Zucchinis und Tomaten aus dem Garten vorbeibringt“, erzählt die 26-Jährige. Insgesamt 14 Studenten haben sich für diesen Sommer in Kalbe angemeldet. Sie kommen aus ganz Deutschland, aus Russland und Südkorea. In den Vorjahren lagen die Teilnehmerzahlen um ein Vielfaches höher, im Sommer 2014 zum Beispiel kamen 55 Stipendiaten. Dass es diesmal viel weniger sind, kann der Verein – so paradox es klingen mag – als Erfolg verbuchen.
Erste Wohnungen inzwischen vermietet
Denn Ziel seines Projekts ist es, die vielen leerstehenden Häuser zu beleben und für Kalbe als Wohnort zu werben – und das fruchtet offenbar. Vereinschefin Köbele berichtet: „Den Großteil der Wohnungen, die wir bisher kostenlos nutzen konnten, mussten wir Ende des Jahres räumen, weil der Eigentümer sie sanieren wollte. Sie sind inzwischen vermietet.“ Für den Verein bedeutete das, sich neue Objekte zu suchen. Ateliers fanden sich genügend, Wohnraum mit Strom und fließend Wasser ließ sich allerdings auf die Schnelle nur begrenzt auftreiben. In den nächsten Jahren soll es wieder mehr davon geben, zum Beispiel auf einem Bauernhof, das der Verein gerade gekauft hat. Für Karola Pfandt hat die Platznot sogar einen Vorteil: Neben dem Bauernhof hat sich die Künstlerstadt nämlich auch einen alten, dunkelgrünen Bauwagen zugelegt. Aus dem würde sie am liebsten gar nicht mehr ausziehen: „Wohnen wie Peter Lustig – das ist doch ein Traum!“ Während man diesen Immobilienwunsch wohl eher als Schwärmerei verbuchen kann, hegt sie einen anderen ganz ernsthaft: „Ein paar ehemalige Teilnehmer und ich überlegen, uns in Kalbe ein Haus zu kaufen und es als Atelier zu nutzen“, erzählt die 26-Jährige. „Es wäre erschwinglich. Und uns gefällt die Idee, immer wieder herzukommen, um ohne Hektik Großstadtlärm zu arbeiten.“
© http://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/kuenstler-von-verwaisten-haeusern-angelockt
14.08.2016
19 Sitzgelegenheiten
Bänkefest als neues Altstadtfest
Zum zweiten Mal hat das Kalbenser Bänkefest am Sonnabend in die Altstadt gelockt. Es gab es mehr als doppelt so viele Sitzgelegenheiten.
Von Cornelia Kaiser
Kalbe. Von der Kirche, wo Pfarrer Dieter Borchert und Partnerin Irmi Krone die alte Hochzeitsbank nach draußen geholt haben, schallen nepalesiche Mönchsgesänge herüber. Neptuns Gefolge (Florian Glaue, Florian und Pia Lemke) aalt sich derweil im Sand, der an der Ecke Marktstraße/Gardelegener Straße aufgeschüttet worden ist. Dort steht die Bank des Freibad-Fördervereins. Und sie soll später auch zur Siegerin des Bänkefestes gekürt werden.
Doch bis dahin heißt es erst einmal frei nach Ina Müller: singen, sabbeln, saufen – und tanzen. Denn auch dazu gibt es diesmal Gelegenheit. Und die Musik kommt nicht nur aus der Box, sondern wird auch live gespielt. So gibt es an der Gardelegener Straße gleich mehrere Bänke, auf denen Familienväter mit ihrem Nachwuchs jammen. Vor der Kirche hingegen holt Sabine Campe von der Dammkrug-Band ihre Klampfe aus dem Koffer und legt los. Da hält es auch den Pfarrer nicht mehr auf der Hochzeitsbank. Einige Meter weiter, am alten Gericht, haben Schlagzeuger Steffen Roth, Kontrabassist Jonas Gerigk und Saxophonist Michal Skulski ihre Instrumente aufgebaut und jazzen drauf los.
Vorn am Eingang zur Altstadt/Ecke Schulstraße haben die Gewerbetreibenden hingegen ihre Enten-Dankbank aufgestellt, die viele Besucher einen Zwischenstopp einlegen lässt. Es gibt Bratwurst, Bier und selbst gebackenen Kuchen. Und auch an anderen Bänken kann, mit oder ohne Obolus, geschlemmt und getrunken werden. Insgesamt laden 19 mehr oder weniger geschmückte Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. 16 davon kommen in die Wertung, die eine unabhängige Jury vornimmt. Am Ende landet die Schulbank von Familie Kühnel – Sohn Henry ist am Sonnabend eingeschult worden – auf Platz zwei hinter der Bank des Freibad-Fördervereins und vor der Bank der Gewebetreibenden. Ausgedacht hat sich das Ganze Künstlerstadt-Initatorin Corinna Köbele. „Denn früher“, sagt sie, „gab es ja auch überall Bänke vor den Türen.“
Hier spielte die Musik: Carlo Brandt (von links), Fritz Pietscher, Matti Leon Deutsch und Jens Eichenberg beim gemeinsamen Jammen in der Altstadt. Foto: Conny Kaiser
Nette Gespräche gab es auch auf der Scholten-Bank von Bernd Schulz, genannt Scholten (3. von rechts), und seiner Familie, die nicht nur Freunde aus der Nachbarschaft der Rathausstraße anlockte. Foto: Conny Kaiser
Die Enten-Dankbank des Gewerbestammtisches stand gleich im Eingangsbereich zur Altstadt, vor der Tür von Familie Garz. Foto: Conny Kaiser
Max Mittmann (7) machte es sich mit seinen Zwillingsschwestern Mia (links) und Marie (beide 5) auf der Herbstbank gemütlich. Foto: Conny Kaiser
Henry Kühnel wurde am Sonnabend eingeschult. Aus diesem Anlass hatten seine Eltern vorm Haus eine Schulbank gestaltet, auf der sich auch Henrys Schwester Jula und Minou Hoffmann (links) wohlfühlten. Foto: privat
Spätabends tanzten die Menschen zur Musik des Trios Steffen Roth, Jonas Gerigk und Michal Skulski (hinten) auf der Straße. Foto: Conny Kaiser
Bänkefest: Petra und Sigrun Kramp (vorn von links) werten gemeinsam mit Corinna Köbele die Punkte aus. Foto: Conny Kaiser
© http://www.volksstimme.de/lokal/gardelegen/19-sitzgelegenheiten-baenkefest-als-neues-altstadtfest
Köbele: „Zustand kann nicht egal sein“
21.07.2016
Bei einem bürgerschaftlichen Arbeitseinsatz sind die verkrauteten Baumscheiben entlang der Kalbenser Thälmannstraße gesäubert worden.
Maria Ziems war eine der wenigen Anwohnerinnen, die dem Aufruf des Künstlerstadt-Vereins gefolgt waren. Foto: Conny Kaiser
Kalbe • „Viele Hände machen der Arbeit schnell ein Ende“: Frei nach diesem Motto hatte der Kalbenser Künstlerstadt-Verein am Dienstagabend zum Arbeitseinsatz an der Thälmannstraße aufgerufen. Dort nämlich waren die meisten der sogenannten Baumscheiben, die die Altstadt eigentlich verschönern sollen, stark verkrautet. Die Resonanz blieb jedoch überschaubar. Und das, obwohl der Verein zuvor noch Wurfsendungen verteilt hatte. Nur ganz wenige Anwohner waren zum Einsatz erschienen. Er wurde schließlich vor allem vom harten Kern des Künstlerstadt-Vereins ausgeführt.
Doch der kam gut voran, hatte schnell alle 19 Baumscheiben entlang der Thälmannstraße sowie im Zufahrtsbereich von Gerichts- und Rathausstraße gesäubert. „Das ist ja nun wirklich keine aufwendige Arbeit“, sagte Corinna Köbele, Vorsitzende des Künstlerstadt-Vereins, zupackend. Sie erinnerte daran, dass es nicht nur sie und ihre Mitstreiter gewesen seien, sondern auch der Tourismusverein, der sich im vergangenen Jahr für die Neubepflanzung der Baumscheiben eingesetzt hatte.
Der städtische Bauhof sei aufgrund der Vielzahl von Aufgaben und seiner Personalstruktur kaum in der Lage, die Baumscheiben reinzuhalten. „Aber wenn man etwas Derartiges vor der Tür hat, dann kann einem doch der Zustand nicht egal sein“, so Köbeles Appell an die Anwohner. Dort, wo diese auch Gebäudeeigentümer seien, würde die Pflege ja auch ganz gut funktionieren. Aber die Thälmannstraße sei eben auch eine Straße, an der es viele Mieter gäbe, die sich offenbar nicht so für die Baumscheiben interessieren würden.
In anderen, vor allem größeren Städten, so Köbele, „ist es total in“, sich um derartige Grünflächen zu kümmern. „Nur in Kalbe ist das irgendwie noch nicht angekommen.“
© http://www.volksstimme.de/lokal/gardelegen/arbeitseinsatz-koebele-zustand-kann-nicht-egal-sein
Musikalische Coolness in einer kühlen Kirche
Trio Sensor bot improvisierte Klangfolge
Kalbe (mbc/cn) • Ein Sensor ist ein Gerät, dass auf Berührung reagiert. Und in gewisser Weise berührend, aber auf jeden Fall ziemlich ungewöhnlich, war auch das, was das Trio Sensor da am Sonntagabend in Kalbe bot.In der kühlen evangelischen Kirche gestaltete es ein wahrhaft cooles Konzert, indem es improvisierte und insofern eine wirklich einmalige Klangfolge bot. Denn Melodien waren es nicht, die Mark Weschenfelder (Saxophon) Robert Lucaciu (Kontrabass) und der New Yorker Devin Gray (Drums) da zu Gehör brachten.
Mit der Veranstaltung wurde der diesjährige Sommercampus der Künstlerstadt Kalbe (siehe oben) eingeläutet. Allerdings wollten ihr nur rund 20 Besucher lauschen. Die aber beherzigten jene Empfehlung, die Mark Weschenfelder gleich zu Beginn gegeben hatte: „Schließen Sie die Augen. Lassen Sie sich von der Musik tragen und fangen Sie an zu träumen.“
© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 26.7.2016, S. 18
Die Ersten sind schon da
Gesa Kolb (21) aus Mainz und Christian Holze (27) aus Leipzig sind die ersten Stipendiaten in diesem Jahr. Insgesamt werden 14 Kunststudenten zum Sommercampus erwartet. Foto: Sebastian Kutzner
Am Montag ist der vierte Sommercampus in Kalbe eröffnet worden. Vier Wochen geht es nun um Kunst an der Milde.
Von
Sebastian Kutzner ›
Kalbe l Insgesamt 14 Stipendiaten nehmen in diesem Jahr am Sommercampus der Künstlerstadt Kalbe teil.
Sie kommen unter anderem aus Karlsruhe, Leipzig, Nürnberg, aber auch aus Südkorea. Incheol Kim und Kyeong Won Do studieren an der Keimyung University, mit der der Künstlerstadt-Verein eine Kooperation pflegt, und bleiben zwei Wochen in Kalbe.
Die Studenten kommen alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum Campus. Zwei von ihnen waren jedoch schon am Montagabend bei der Eröffnung vor Ort: Gesa Kolb (21) aus Mainz und Christian Holze (27) aus Leipzig. Für Kolb ist es bereits das dritte Mal, dass sie in Kalbe ist: „Nach dem Wintercampus und dem Sommercampus im vergangenen Jahr wollte ich unbedingt erneut herkommen“, sagt sie, die Kunstmalerei in Karlsruhe studiert.
Der 27-Jährige Christian Holze hingegen feiert seine Premiere an der Milde. „Eine Freundin von mir war im vergangenen Jahr beim Sommercampus und hat es mir empfohlen. Also bleibe ich jetzt zwei Wochen hier“, so der Student der Bildhauerei. „Nur zwei Wochen? Das wirst du bereuen“, meint Gesa Kolb, die selbst drei Wochen im ehemaligen Yogastudio an der Stendaler Straße untergebracht ist.
Die Vorsitzende des Künstlerstadt-Vereins, Corinna Köbele, bedankte sich in ihrer Eröffnungsrede bei allen Mitgliedern und Helfern, „die wieder fleißig geputzt, geschrubbt und alles hergerichtet haben. Ohne den harten Kern wäre das alles nicht möglich“, so Köbele.
Offener Campus
Auch Vize-Bürgermeisterin Ingrid Bösener fand lobende Worte für die Organisation: „Ich kann vor dem Verein und Frau Köbele nur den Hut ziehen. Ihre Hartnäckigkeit wurde belohnt. Wenn sie von jemandem aus der Tür geschickt wird, findet sie immer wieder eine Tür, um hineinzukommen.“ Köbele stellte dann auch einige Neuerungen für die kommenden vier Wochen vor. So wird es beispielsweise einen Offenen Campus geben. „Das ist vor allem für die flexiblen Besucher gedacht. Wer sich spontan dazu entscheidet, ein Wochenende bei uns zu verbringen, der kann kostenfrei in unserem großen Zelt unterkommen“, so Köbele.
Zudem werden gemeinsam mit dem Künstler Harald Müller Stromkästen verschönert: „Wir wollen die Künstlerstadt noch präsenter machen.“ Wie bereits in den Vorjahren wird es auch wieder eine offene Bühne für Musiker aus der Altmark geben.
Das komplette Programm gibt es auf www.kuenstlerstadt-kalbe.de
© http://www.volksstimme.de/lokal/gardelegen/sommercampus-die-ersten-sind-schon-da
27.07.16
Künstlerstadtverein Kalbe: Leistung ist „eine Wucht“
Alle Helfer und Verantwortlichen freuten sich am Montagabend über einen gelungenen Start in den 4. Sommercampus in der Mildestadt.
© Bock
mb Kalbe. Fast hätte der vierte Sommercampus der Kalbenser Künstlerstadt nicht stattfinden können.
Gespannt lauschten die Gäste den Worten von Corinna Köbele – auch Ingrid Bösener (vorn), die stellvertretende Bürgermeisterin.
© Bock
Denn innerhalb weniger Tage verlor der Verein seine Unterkünfte und die Ateliers an der Gericht- und der Ernst-Thälmann-Straße, blickte die Vorsitzende Corinna Köbele am Montagabend während ihrer kleinen Rede zur Eröffnung auf dem Gelände der ehemaligen Opel-Werkstatt zwischen Gerichtstraße und Westpromenade zurück. Was dann die ehrenamtlichen Helfer in den wenigen Monaten geleistete hätten, „ist eine Wucht“. Denn man habe aus dem Nichts neue Räume geschaffen und Unterkünfte gefunden. Dafür bedankte sich Köbele ausdrücklich bei ihrem „harten Vereinskern“, ohne den so etwas nicht möglich gewesen wäre.
Christian Holze und Gesa Kolb sind die ersten Stipendiaten.
© Bock
Zur Eröffnung am Montag kamen gut 60 kleine und große Kalbenser, Gäste aus Politik und Wirtschaft sowie die ersten zwei von insgesamt 14 Stipendiaten, die in unterschiedlichen Zeitfenstern in Kalbe und der Region tätig sein werden. Es sind Christian Holze (27 Jahre) aus Leipzig und Gesa Kolb (21 Jahre) aus Karlsruhe. Gesa Kolb ist in Kalbe keine Unbekannte. Sie war schon in den vergangenen Jahren beim Sommercampus dabei. Zu den weiteren Stipendiaten im Campus, der bis zum 11. September andauert, gehören Sarah Degenhardt (Karlsruhe), Karola Pfandt (Karlsruhe), Incheol Kim und Kyeong Wan Do (Südkorea), Steffen Roth (Leipzig), Elvira Chevalier (Dresden), Julia Hainz (Würzburg), Carmen Westermeier (Nürnberg), Luzia Rux (Halle) sowie der Kunstwissenschaftler Luka Zimmer.
Am üppigen Buffet, das die Vereinsmitglieder zubereitet hatten, gab es Leckeres, auch für die Kinder, zu entdecken.
© Bock
Nach der offiziellen Eröffnung gab es auf dem weitläufigen Areal an der Gerichtstraße einen abendlichen Imbiss. Die Frauen und Männer des Vereins hatten im Vorfeld Salate zubereitet und einige Dutzend Brötchen geschmiert sowie weitere leckere Beilagen mit zum Festessen mitgebracht.
Harald Müller wurde als neuer Trafo-Maler vorgestellt.
© Bock
Das umfangreiche Programm zum diesjährigen Sommercampus mit viel Neuem, aber auch Altbewährtem ist auf der Homepage des Künstlerstadtvereins und bei Facebook nachzulesen.< /p>
©http://www.az-online.de/altmark/kalbe/kuenstlerstadtverein-kalbe-leistung-eine-wucht-6612567.html
Ausstellung „Galerie der 100 Brücken“: Künstler Barakat Arja floh Ende 2015 aus Syrien
Auf der Flucht mit einem Koffer voll Kunst
Zahlreiche Gäste kamen zur Vernissage von Barakat Arja in Kalbes „Galerie der 100 Brücken“. Wegen der sommerlichen Temperaturen machten es sich die Besucher im Freien gemütlich.
© Berlan
Kalbe. Tausende Flüchtlinge standen vergangenes Jahr vor den Türen des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso), um sich dort registrieren zu lassen. Hunderte von Kilometern nahmen sie für eine bessere Zukunft, ein besseres Leben auf sich.
Portraitkünstlerin Annette Prüfer (v.l.) lernte den Künstler Barakat Arja und seinen Sohn Fahed auf der Lageso in Berlin kennen. Gemeinsam mit Hubert Schmidleitner machte sie die Vernissage möglich. © Berlan
Inmitten der vielen Menschen – die Berliner Porträtkünstlerin Annette Prüfer. „Ich wollte die Menschen nicht von außen sehen, sondern suchte den persönlichen Kontakt auf Augenhöhe zu ihnen“, erklärte sie. Sie bot den vielen Wartenden an, sich von ihr portraitieren zu lassen und die Menschen nahmen es dankend an. Während sie jemanden zeichnete, sprach sie plötzlich ein junger Mann an und erzählte ihr, dass sein Vater, Barakat Arja, auch Künstler sei und stellte ihr daraufhin seine Familie vor, erinnert sie sich. So entstand der erste Kontakt. Diese Begegnung ist sieben Monate her und bis heute haben sich Annette Prüfer und die syrische Familie nicht aus den Augen verloren. Am Dienstagabend stellte der 71-jährige Maler und Bildhauer – er studierte an der Universität Aleppo und unterrichtete später Plastik und Malerei in Hama, arbeitete für das Theater und veröffentlichte als Kunstkenner regelmäßig eine Kolumne in einer der Wochenzeitungen – erstmalig einige seiner Werke in Kalbes Galerie der 100 Brücken aus. Ende 2015 waren er und seine Familie zur Flucht vor dem Bürgerkrieg gezwungen. Während Barakat Arja mit seiner Frau, seinem Sohn Fahed und dessen Familie über das Mittelmeer flohen, konnte seine Tochter Dima im Flugzeug eine Reihe seiner Werke in einem Koffer nach Deutschland retten. In seinem Atelier in Hama befinden sich allerdings noch weitere Kunstwerke. Ob das Atelier und die Werke noch existieren, ist fraglich. Rund 150 Bilder, davon 20 Ölbilder und weitere Papierarbeiten und Aquarelle, konnten er und seine Tochter auf ihrer Flucht retten.
Mit Hilfe des Berliner Kunstpädagogen Hubert Schmidleitner und der Künstlerin Annette Prüfer fand bereits im März eine Ausstellung mit seinen Werken in Berlin statt. Und am Dienstag nun auch in Kalbe. „In den letzten fünf Jahren konnte der Künstler in seiner Heimatstadt aufgrund der politischen Situation nicht arbeiten“, erklärte Hubert Schmidleitner. Umso mehr freut es den Kunstpädagogen, dass Barakat Arja wieder mit dem Malen angefangen hat und dass in den vergangenen zwei Monaten Werke von ihm in Deutschland entstanden sind. Somit sind in der Ausstellung nicht nur Malereien aus Syrien ausgestellt, sondern auch aktuelle Werke von ihm zu besichtigen.
Die Begegnung mit dem syrischen Künstler und Akademiker Barakat Arja empfinden Annette Prüfer und Hubert Schmidleitner als ein Geschenk. Sie spricht von einer „Schicksalsfügung“. Und er sagte auf der Ausstellung in Kalbe: „Barakat Arja, ein Fremder, dem wir als Flüchtling begegnet sind, stellte sich nach und nach als Mensch heraus, der in der europäischen und orientalischen Kunst nicht nur bewandert ist, sondern sie sogar verbindet.“
Die Ausstellung wird in der Galerie der 100 Brücken noch bis Sonntag, 2. Oktober, zu besichtigen sein. Die Räume sind montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Besucher können sich vor ihrem Besuch bei Frau Nowack an der Gerichtstraße 3 oder unter der Telefonnummer (03 90 80) 37 00 melden. Sie führt dann durch die Ausstellung.
Von Marilena Berlan
©http://www.az-online.de/altmark/kalbe/flucht-einem-koffer-voll-kunst-6615891.html
Badel: „Walprogramm“ in der Flimmerkiste / Gefördertes Projekt des Kreises
Streetart von Hendryk von Busse an der Turnhallenwand
08.06.16
Hendryk von Busse ist einer der Künstler der Freiraumgalerie in Halle. Er hat sich nun mit einem Bild in Badel verewigt.
© Koerdt
Badel. Am öffentlichen Spielplatz in Badel läuft ab sofort „Walprogramm“. So heißt nämlich das Streetart-Gemälde, dass Hendryk von Busse an einer Wand der dortigen Turnhalle gemalt hat.
Mit 300 Euro wurde das Wandbild vom Kulturausschuss des Altmarkkreises Salzwedel gefördert.
Die Badeler Kitakinder schauen Fern: „Walprogramm“ heißt das Streetart-Gemälde an der Turnhallenwand. Der Kreis hat das Kunstprojekt finanziell gefördert. Die Idee dazu, kam im Zuge des Wintercampuses der Künstlerstadt Kalbe.
© Koerdt
Als im Frühjahr einige Stipendiaten der Künstlerstadt Kalbe im Zuge des Wintercampuses im Badeler Dorfgemeinschaftshaus wohnten, kamen die Vereinsvorsitzende Corinna Köbele und Badels Ortsbürgermeisterin Christa Schulz auf die Idee, Badel künstlerisch bunter zu machen. Köbele nahm daraufhin Kontakt mit Künstlern der Freiraumgalerie in Halle auf. Die Freiraumgalerie ist ein 2012 gegründetes Stadtentwicklungsprojekt, an dem private Personen sowie soziale, künstlerische, kulturelle und städtische Institutionen oder Vereine teilnehmen. Der Stadtteil Halle Freiimfelde hat den höchsten Leerstand und verfiel nach der Wende. Um dem maroden Stadtbild entgegenzuwirken, geben Künstler den Gebäudefassaden mit ihrer urbanen Kunst einen neuen, bunten Anstrich und somit dem vergessenen Stadtteil eine neue Identität.
Einer dieser Künstler ist Hendryk von Busse. Eigentlich arbeitet der in Erkrath (Nordrhein-Westfalen) aufgewachsene 30-Jährige in Halle als Stadtplaner. Als Teenager kam er über den Hip-Hop zum Malen, denn die Hip-Hop-Kultur ist eng mit der Graffiti-Kunst verbunden: „Da kommt man nicht ums Malen drumherum“, so von Busse. Während seine Freunde sich damals künstlerisch auf Schriftzüge konzentrierten, „habe ich lieber Zeichnungen für den Hintergrund gemacht.“ Im Gegensatz zu Graffiti überwiegt bei der „Streetart“ der Bildanteil. So auch auf dem Wandgemälde, das Hendryk von Busse nun in Badel gemalt hat. Oft arbeiten Streetart-Künstler mit Schablonen, doch von Busse hat sich für Pinsel und Krepppapier als Werkzeuge entschieden. „Ich will mit dem Hintergrund arbeiten und die Architektur miteinbeziehen“, sagt er, als er gerade graue verwässerte Lackfarbe auf einen Walfisch sprenkelt, der einen Sonnenuntergang anvisiert. Oder besser gesagt: Der Mensch (vielleicht Kapitän Ahab?), der aus dem Maul des Walfisches ragt, schaut gen Horizont. Wie genau sein Bild am Ende aussehen wird, weiß der Künstler noch nicht, aber er möchte „den Widerspruch von Natur und Digitalität“ darstellen. Bis zum späten Abend hat er an dem Kunstwerk gearbeitet.
Herausgekommen ist ein alter, holzgetäfelter Fernseher. Auf der Mattscheibe läuft das „Walprogramm“, dass sich alle Interessierten nun anschauen können. Nur durch das Fernsehprogramm zappen, das kann man nicht.
Von Hanna Koerdt
©http://www.az-online.de/altmark/kalbe/streetart-hendryk-busse-turnhallenwand-6470680.html
Künstlerstadtverein ist drei Jahre alt
Kalbe (apu) • Gestern vor drei Jahren wurde der Verein Künstlerstadt Kalbe gegründet. Die Vereinsvorsitzende Corinna Köbele erinnert an dieses Ereignis. Sie verweist auf die vielen großen und kleinen Dinge, die in den Jahren erreicht wurden - zum Beispiel an die internationalen Sommer- und Wintercampusse, unzählige Ausstellungen, aber auch Zukunftswerkstätten und zahlreiche andere Projekte und Initiativen. „Ich bedanke mich bei allen, die mithalfen, die unseren Weg begleitet haben, sei es mit Rat, Tat oder anderer Unterstützung, sei es aus der Ferne oder ganz nah dran", so Köbele. Und sie fügt hinzu: „Wir freuen uns gemeinsam auf unser viertes Jahr."
© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 15.6.2016, S. 20
Sieger des Bänkefestes 2015 lösen Gewinn ein
Leckeres Essen als Lohn
Kalbe (mbc) • Mit einem leckeren Abendessen wurden am Sonnabend die Sieger des ersten Bänkefestes der Künstlerstadt Kalbe verwöhnt. Dieses fand am 5. September 2015 statt. Eine Reihe von Bewohnern der Altstadt beteiligten sich, stellten prächtig geschmückte Bänke vor den Häusern auf und luden Passanten ein, gemeinsam eine gesellige Zeit zu verbringen. Die schönsten Bänke wurden prämiert. Eine aufgearbeitete alte Bank von Iris Wilkening und Danilo Schulz machte das Rennen und holte sich den ersten Platz. Zweiter wurde die Nachbarschaftsgemeinschaft Gerichtstraße-Markstraße/Alte Brauerei und Platz drei ergatterte der Künstlerstadtverein mit seiner Bank inklusive Leseecke. Auf einem Grundstück an der Gerichtsstraße gab es am Sonnabend ein gemeinsames Abendessen mit den Bänkefest-Siegern, der Künstlerstadt und Freunden. Unter anderem gab es ungarisches Kesselgulasch nach altem Rezept, Salate und als Nachtisch Vanilleeis mit Erdbeeren. Auch in diesem Jahr lädt die Künstlerstadt Kalbe wieder zum Bänkefest ein. Stattfinden soll es am Sonnabend, 13. August.
©Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 15.6.2016, S. 20
Xenophobia Quartet präsentiert dem Publikum der Mildestadt jazzige Instrumentalmusik
Es klingt, kratzt, klopft in der Kirche
18.06.16
Jazzige, improvisierte, experimentelle Musik erklang am Donnerstagabend in der Kalbenser Nicolaikirche: Das „Xenophobia Quartet“ war im Zuge ihrer Deutschland-Tournee zu Gast. Marius Moritz (v.l.), Jonathan Strauch, Steffen Roth und David Whitwell machen seit Februar gemeinsam Musik und spielten Orgel, Saxofon, Schlagzeug und Posaune mit Herzblut. Fotos: Koerdt
© Koerdt, Hanna
Kalbe. Reiben, kratzen, schütteln, klopfen, schlagen, streicheln, pusten – die Instrumente des „Xenophobia Quartets“ wurden am Donnerstagabend in der Kalbenser Nicolaikirche mehr als nur gespielt und die Leidenschaft für die Musik stand den Künstlern ins Gesicht geschrieben.
Das Quartett tourt derzeit durch Deutschland und machte auch in der Mildestadt Halt. Drei der vier Künstler, nämlich Steffen Roth (Schlagzeug), Marius Moritz (Orgel) und Jonathan Strauch (Saxofon), kennen die Stadt bereits, denn sie gastierten dort während der Künstlerstadt-Campuszeit. Kennengelernt haben sich die drei aber in Dresden während des Studiums. Und gemeinsam waren sie Anfang 2015 in New York City. Der befreundetet New Yorker Komponist Amir Shpilman brachte die Studenten dort mit David Whitwell (Posaune) zusammen, der das Quartett vervollständigt. Musikalisch und menschlich waren sie alle gleich auf einer Wellenlänge und bei Kneipengesprächen bemerkten sie, dass sie sich dem Zuwachs der selben politischen Tendenzen ausgesetzt sehen: der Fremdenfeindlichkeit. „Zu dieser Zeit kam die ganze Pegida-Bewegung auf“, so Steffen Roth, „wir haben das in Dresden live mitgekriegt.“ Und auch in den USA waren die Themen Migration und besonders die Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in aller Munde. Also gaben sie ihrer Formation ein Thema: Musik gegen Fremdenhass und als Anregung zum Diskurs.
Und dieser Musik lauschte am Donnerstagabend ein kleines aber feines Publikum in der Kalbenser Nicolaikirche. Zu hören gab es im Grunde ein durchgehendes Stück, allerdings mit vielfältigen Facetten. Dadurch, dass die Musiker in der Kirche umherliefen, verteilte sich auch die Akustik ganz unterschiedlich – einmal waren die Trommeln im Vordergrund, dann wieder die Posaune.
Experimentell und jazzig, mal ganz ruhig wie ein Herzschlag, dann so wuselig wie der Times Square spielte das „Xenophobia Quartet“. Einmal hörte es sich an, als ob in Mekka zum Gebet gerufen wird, dann wiederum wie eine Sommernacht, die erfüllt ist von zirpenden Grillen. Stellenweise hätte es gepasst, wenn ein Steppenläufer wie im Westernfilm über den Kirchenboden gerollt wäre.
Für ihren Schweiß und ihre Hingabe wurde das Quartett mit großem Applaus belohnt.
Von Hanna Koerdt
© http://www.az-online.de/altmark/kalbe/klingt-kratzt-klopft-kirche-6498971.html