Künstlerstadtverein will Häuser kaufen und ausbauen
Workshop zur künftigen Raumplanung
Von Gesine Biermann
Kalbe • Es wäre eine ganz neue Qualität: Der Verein Künstlerstadt Kalbe möchte gern Grundeigentümer werden. Zwei konkrete Objekte stehen ganz oben auf der Wunschliste. So soll das einstige Gerichtsgebäude an der Kalbenser Gerichtsstraße erworben und im Sinne des Vereinszweckes ausgebaut werden, ebenso wie das Haus Rathausstraße 39 samt Nebengelass. Am Sonnabend besprachen Vereinschefin Corinna Köbele und ihr Vorstand erstmals ihre Pläne mit Experten. Moderiert vom Büro für Urbane Projekte in Leipzig ging es einen ganzen Tag lang um eine Bestandsaufnahme, Nutzungskonzepte, bauliche Fragen und nicht zuletzt um die Finanzierung. Was genau der Verein mit den beiden Objekten plant, stellte Köbele kurz vor: So soll im ehemaligen Gerichtsgebäude ein Cafe entstehen und zudem das Büro der Künstlerstadt, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume sowie eine Stipendiatenwohnung beherbergen.
„Es wäre gut, wenn wir eine ständige Stelle hätten." Vereinschefin Corinna Köbele
Hauptsächlich Wohnraum, aber auch ein Speisesaal und eine Bibliothek in den Stallgebäuden sind für das Haus Rathausstraße 39 angedacht. Und natürlich soll die Scheune im Hof für Veranstaltungen erhalten bleiben, findet Köbele. Sie erklärte den Gästen aus Leipzig und Dessau - von dort war Städteplanerin Birgit Schmidt angereist - auch die Beweggründe für die neuen Pläne der Künstlerstadt. Diese seien vor allem durch den Verlust einiger Gebäude im Eigentum der Wobau entstanden, die der Verein bislang nutzen konnte, nun aber wegen Eigenbedarf räumen musste (wir berichteten). „Es ist einfach sehr schade, wenn wir Wohnraum erst schön machen und dann aufgeben müssen", so Köbele.
„Es wäre gut, wenn wir eine ständige Stelle hätten."
Und genau dabei wollen nun Diplom-Ingenieur Björn Teichmann und sein Team vom Büro Urbane Projekte in Leipzig helfen. Im Rahmen der Baukulturinitiative, einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit wollen sie den Verein vor allem beraten. Und zwar kostenlos, wie Teichmann betont. Finanziert wird die dreimonatige Unterstützung nämlich vom Ministerium. Inwieweit sich die Wünsche und Vorstellungen von Corinna Köbele erfüllen lassen, dazu konnte Teichmann am Sonnabend natürlich noch nichts sagen. Sicher ist indes: erwerben könnte die Künstlerstadt beide Objekte. Das Gericht gehört der Stadt, die es zu einem symbolischen Preis anbieten würde, bestätigte Kämmerin Ingrid Bösener, und auch der Eigentümer des Hauses Rathausstraße 39 hat bereits Zustimmung signalisiert.
Ingenieur Björn Teichmann (von links) im Gespräch mit Corinna Köbele, Vereinsmitglied Frank Tepper, Kämmerin Ingrid Bösener, Vereinsmitglied Mirco Wolff und Städteplanerin Birgit Schmidt.
Foto: Biermann
© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 11. Januar 2016, S.11