Künstlerstadt Kalbe Kalbe, die Stadt der hundert Brücken

Hintergrund:

In der Stadt Kalbe kreuzten sich früher sehr bedeutsame Handelswege. Mit ihrer mittelalterlichen Struktur im Herzen der Altmark gelegen, ist sie eine entdeckungswürdige Stadt, die besonders durch die Zahl ihrer Brücken vielen in Erinnerung bleiben wird. Brücken verbinden, Brücken überwinden Gräben, Brücken schaffen Wege zu neuen Ufern, Brücken führen auf neues Land, erweitern das bisher gekannte, bewohnte Land. Brücken ermöglichen Handel und Austausch.

Die Brücke als Metapher - Kunst und Kultur als Brücke. Kalbe schafft durch Kunst- und Kultur Brücken zwischen Menschen, zwischen Kulturen. Kunst und Kultur als Brückenmedium um neue Erfahrungen zu machen, durch kennen lernen von Neuem und Fremden seinen eigenen Standpunkt zu entwickeln, sich selbst kennen zu lernen, andere kennen zu lernen. Kalbe nutzt die Bildende Kunst, Theater, Musik, Film, Fotografie, Literatur als Brücke um neue Wege sich kreuzen zu lassen und zu beleben.

 

Ziel:

Es gilt die Einheitsgemeinde Kalbe mit Kunst- und Kulturprogrammen zu revitalisieren. Die bestehende Infrastruktur soll verstärkt und erweitert werden. Mit Hilfe kreativer neuer Lösungen sollen leer stehende Gebäude für Kunst und Kulturangebote zugänglich gemacht werden. Die Lebensqualität für die Bewohner soll nachhaltig aufgewertet werden. Die Außenwirkung als eine durch Kunst und kulturelle Angebote noch attraktiver gemachte Stadt soll den Tourismus nach Kalbe ziehen. Die Altmark als eine Region der Kunst und Kultur soll etabliert werden.

Start:

Es wird eine Kulturinitiative gegründet (bereits geschehen), die freier Träger der kulturellen Entwicklung in Kalbe ist. Sie arbeitet eng mit der Tourismusbeauftragten der Stadt, mit städtischen Einrichtungen sowie allen an Kunst und Kultur Interessierten zusammen. Sie vernetzt bisher bestehende Gruppierungen in der Altmark und fördert und koordiniert Initiativen, auch mit der Absicht die Region der Altmark als eine Region für Kunst und Kultur zu stärken und zu etablieren.

Des Weiteren werden Hochschulen (Magdeburg-Stendal Mediengestaltung; Potsdam: Restauratorenausbildung; in Berlin, Halle, Leipzig, Hannover, Hamburg entsprechende Hochschulen für Bildende Kunst, Theater, Film, Literatur, Gestaltung) mit einbezogen um Seminar-, Bachelor- , oder Masterarbeiten mit, in und über Kalbe und deren kultureller Entwicklung anzufertigen. Die enge Verbindung zu den Hochschulen soll nicht nur Kalbe in das Blickfeld bringen, sondern auch junge Leute aufmerksam auf die Qualitäten eines Lebens hier machen und begeistern.

Finanzierung:

Die Finanzierung geschieht über Förderung von Stadt, Land, Bund, Europa, sowie Sponsoren, bzw. Mitteln aus der Stiftung "Zukunft Altmark". Auch neuere Möglichkeiten wie das crowdfunding sollen hinzugezogen werden.

Crowdfunding oder Schwarmfinanzierung ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital, zumeist in Form von stillen Beteiligungen, versorgen. Eine so finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind eine Vielzahl von Personen - in aller Regel bestehend aus Internetnutzern, da zum Crowdfunding meist im World Wide Web aufgerufen wird. (Auszug: wikipedia)

Das ehemalige Gericht:

Das Gebäude wird schrittweise saniert. Die Kulturinitiative Kalbe hat dort ihren Sitz. Im Untergeschoß werden die Räume für eine Begegnungsstätte (ähnlich einer Teestube) verwendet. Hier können sich Menschen von 10-18 Uhr treffen, gemeinschaftlich essen, Unternehmungen planen. Der Versammlungsraum wird auch für kleinere Vorträge, die zur Initialisierung von kleinen Gruppen dienen, genutzt. Diese Gruppen fungieren wie Einheiten von Selbsthilfegruppen, jedoch mit halboffenen Charakter. Im Obergeschoß wird die erste Stipendiatenwohnung eingerichtet, die entsprechend der Räume auch als Stipendiatenwohngemeinschaft mit Atelier genutzt werden kann. Daneben werden Ausstellungsräume bereit stehen. Diese dienen neben den Abschlussausstellungen der Stipendiaten auch als Raum für Lesungen, oder für kleinere Konzerte (Kammermusik). Die Ausstellungsräume sind ganzjährig bestückt und werden durch Bürger der Begegnungsstätte betreut.

Stipendiaten im Gericht:

Die Stipendiaten wohnen kostenfrei im Gebäude. Für ihre Verpflegung, sowie für ihre Materialien müssen sie selbst aufkommen. Am Ende ihrer Stipendiatenzeit gewährt die Kulturinitiative den Stipendiaten eine Ausstellung, eine Lesung, einen Auftritt und unterstützt sie zusammen mit der Stadt und den Bürgern der Stadt dabei. Am Ende ihrer Zeit überlassen sie der Stadt ein Objekt ihrer Kunst als "Lohn". Die Stipendiaten können zu allen Einrichtungen der Einheitsgemeinde Kontakte knüpfen und werden darin gefördert. Sie können z.B. mit der Klinik ebenso wie mit der Schule Projekte initiieren. So könnte ein Projekt in der Schule Jugendliche zu kulturellen und historischen Interessengebieten führen, welches zur Folge hätte dass langfristig Stadtführer ausgebildet werden können.

Leerstehende Häuser:

Leerstehende Häuser werden durch "Hauswächter" (siehe: Exkurs) wieder bewohnt. Als Hauswächter werden Kunstschaffende (international) gezielt eingeladen. Das Leben in den Wohnungen und Häusern ist mietfrei oder gegen geringfügige Miete möglich. Hauseigentümer, die dieses Konzept mittragen werden von der Stadt durch Erlass der Grundsteuer gefördert.

Hauswächter warten und beleben nicht nur das Haus, sondern schützen es vor dem Verfall und vor Vandalismus. Langfristig sollen leer stehende Häuser in Orte für Kultur gewandelt werden. Sei es dass weitere Stipendiatenwohnungen eingerichtet werden, oder kleine Ausstellungs- und Atelierräume entstehen.

Exkurs Hauswächter: Hauswächter sind Menschen, die sich auf der Basis einer Überlassungsvereinbarung in einem leer stehenden Gebäude aufhalten. Der primäre Zweck des Aufenthalts ist der Schutz des Gebäudes. Es handelt sich nicht um ein Mietverhältnis. Die Idee, leer stehende Häuser durch Bewohner vor Vandalismus zu schützen, kommt aus den Niederlanden. Dort darf jedes Gebäude, das länger als ein Jahr leer steht, legal besetzt werden - was sogenannte Kraaker auch gern in Anspruch nehmen. Dadurch soll der Wert von Immobilien möglichst lange erhalten bleiben.

Ein Deal, der sich für beide Seiten rechnet. Das Unternehmen Camelot wurde 1993 in den Niederlanden gegründet, heute ist es in sechs europäischen Ländern aktiv und vermietet Immobilien an rund 10.000 Hauswächter. Hauswächter müssen sehr flexibel sein. Gibt es einen neuen Verwendungszweck für das Gebäude erfolgt nach 4 Wochen der Auszug. Die Bewohner müssen sich penibel an eine Hausordnung (Rauchverbot in den Räumen, keine Haustiere, keine großen Partys) halten. Wer länger als drei Tage weg ist, muss sich außerdem abmelden - wer das nicht tut erhält eine Verwarnung und ein Bußgeld von 30 Euro. Nach zwei vergeblichen Aufforderungen folgt die Kündigung. (siehe auch weiteres: www.de.cameloteurope.com)

Kulturhaus:

Kino-/ Theatersaal: Mittels des Studiengangs Medienmangement an der Hochschule Magdeburg-Stendal, oder durch eine freie Ausschreibung für Jugendliche wird aufgerufen einen kleinen Werbefilm für den Theatersaal im Kulturhaus anzufertigen, um diesen dann als Grundlage für das crowdfunding zu nutzen. Es wird u.U. in Kooperation mit dem Filmpalast in Salzwedel ein Programmkino etabliert, welches zu festen Wochentagen Filme anbietet. Zudem werden junge Theatergruppen angesprochen, die eine Bühne für ihre erste Produktion suchen. "Junges Theater", experimentell oder avantgardistisch wird im Rahmen von Kalbenser Theatertagen angeboten. Regelmäßige Veranstaltungen in dieser Art zeichnen Kalbe als einen Ort für neues Theater aus, welches eine Ergänzung zum Theater der Altmark wird. Kooperationen werden etabliert.

Brauerei:

Die Brauerei wird von der Stadt Kalbe erworben. In der Brauerei entstehen Atelierplätze für Kunsthandwerk, ein Brauereimuseum, ein Altstadtcafe. Der Eiskeller wird aufgrund seiner besonderen Akustik für besondere Musikerlebnisse genutzt (z.B. Klangperformance).

Der Offene Kanal Salzwedel und Stendal werden in die laufende Berichterstattung der Kultur verstärkt einbezogen. Vorhandene Partnerschaften von anderen Trägern kultureller Einrichtungen (z.B. Kirche, Vereine) sollen in Bezug auf ihre Möglichkeiten ausgebaut werden. Partnerstädte erhalten in Kalbe eine besondere Chance sich kulturell einzubringen, durch Austausch von Künstlern, Vermittlung von Events etc.

Kalbe den 19.09.2012

Corinna Köbele