Presse­berichte


 

4.2.2023

Erste Idee: Werkhof für Kinder

Künstlerstadt Kalbe hat leer stehenden Vierseitenhof in Altstadt gekauft

VON HANNA KOERDT

 

Kalbe • Über zwei Jahre stand der Vierseitenhof an der Gerichtstraße 17 in Kalbe leer. Doch bald sollen die Gebäude wieder genutzt werden: Der Künstlerstadtverein hat den Hof gekauft und möchte ihn nach und nach sanieren. Vor wenigen Tagen unterzeichnete Künstlerstadt-Initiatorin Corinna Köbele bei einem Notar den Kaufvertrag. Der Kaufpreis für die etwa 1800 Quadratmeter große Anlage wird über ein Darlehen finanziert. Das als Baudenkmal geführte Ackerbürgerhaus samt Nebengelass „ist in seiner erhaltenen Gebäudestruktur einzigartig", heißt es seitens des Vereins. 200 Jahre lang gehörte es der Familie Ritzmann aus Kalbe. Zuletzt war es im Besitz eines anderen privaten Eigentümers. Der Verein hatte es über einen Nachlassverwalter erworben, nachdem der Eigentümer verstorben war. Dieser hatte, so berichtet Corinna Köbele gegenüber der AZ, mehrere vergleichbare Immobilien in seinem Besitz, investierte allerdings nicht in die Bausubstanz. Der Sanierungsbedarf sei dementsprechend hoch, höher sogar, so schätzt Köbele, als beim Kulturhof an der Rathausstraße, den die Künstlerstadt Kalbe vor Jahren gekauft hatte. Dringend saniert werden muss beispielsweise das

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Den Vierseitenhof an der Gerichtstraße in der Kalbenser Altstadt besitzt nun der Künstlerstadtverein. Die über zwei Jahre lang leerstehende Immobilie soll nach und nach mithilfe von Fördermitteln saniert werden. Foto: Künstlerstadt kalbe

 

Dach, „daran haben wir schon jetzt sechs oder sieben Löcher gestopft, es ist hin", erklärt Köbele. Die geplante Sanierung kann „im Grunde nur schrittchenweise", erfolgen, „wie beim Kulturhof auch." Vorgesehen ist, Fördermittel zu beantragen. Die Künstlerstadt hofft beispielsweise auf das Städtebaufördernungsprogramm. welches die Stadt Kalbe aktuell initiiert. Mit dem Kauf erweitert der Verein seinen Immobilienbestand auf nun vier Häuser, zu¬dem befinden sich noch vier Grundstücke im Eigentum. Insgesamt nutzt die Künstlerstadt Kalbe jetzt 16 Immobilien - darunter mehrere, die nicht dem Verein gehören -für Festivals. Kunst- und Kulturveranstaltungen sowie als Herberge für Kunstschaffende. Unter anderem habe der Verein das Einzeldenkmal an der Gerichtstraße gekauft, weil die Immobilie nicht als Spekulationsobjekt enden soll. „Zu viele Immobilien werden gekauft und dann ihrem Schicksal überlassen. Sie zerfallen und müssen schlussendlich abgerissen werden, was für das Stadtbild und die Stadtgeschichte ganz schlimm ist. Der Kauf und der Erhalt des Hofes sind auch gewissermaßen eine Kampfansage an die Spekulanten, die zu oft Lücken und leblose Häuser produzieren", teilt der Künstlerstadtverein mit. Das Gebäudeensemble soll nicht nur vor dem Verfall gerettet, sondern mit Ideen gefüllt werden. Die Mitglieder und Engagierten haben bei den Besichtigungen des Hofes schon einige genannt. Eine hat sich auch schon konkretisiert, berichtet Köbele der AZ: Es soll dauerhaf, nicht temporär, ein Werkhof bzw. Bau-Spielplatz für Kinder und Jugendliche entstehen. Kai Thies, bildender Künstler und angehender Sozialpädagoge, möchte dort eine Mischung aus naturpädagogischen, handwerklichen und künstlerischen Angeboten umsetzen. Die Johanniter Hilfsgemeinschaft habe laut Corinna Köbele sogar bereits Hilfe für die Einrichtung und Finanzierung zugesagt. Am Sonnabend, 4. Februar, und am Sonnabend, 25. Februar, soll es im und am Hof Arbeitseinsätze geben. Im Fokus steht der Grünschnitt, um 9 Uhr geht es los. „Jede helfende Hand ist willkommen. Und auch, wer nur gucken und uns vielleicht etwas über den Hof erzählen möchte, kommt gern vorbei."

 

© Altmark Zeitung, 4.2.2023, Kalbe