21.12.2021
Und dann gibt es ein riesiges Fest
Freude bei der Künstlerstadt Kalbe: Fertigstellung des Vorderhauses im Kulturhof ist in greifbare Nähe gerückt
Der Kulturhof Kalbe befindet sich gleich gegenüber der Kirche und gehört zu den ältesten Gebäuden in Kalbe. Das Dach und die rechte Haushälfte sind bereits saniert. Bis Mitte Juni 2023 soll auch die linke Seite in altem Glanz erstrahlen. Foto: Stefanie Herrmann
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Stefanie Herrmann
Kalbe • „Es ist ein steiler Zeitplan, und es darf nicht viel dazwischenkommen", erklärt die Vorsitzende der Künstlerstadt Kalbe, Corinna Köbele, im Hinblick auf den Abschluss eines Großprojektes in Kalbes Altstadt. Für knapp eine Viertelmillion Euro soll nach der rechten Haushälfte und dem Dach nun auch noch die linke Seite des Vorderhauses des Kulturhofes Kalbe saniert werden.
Im Dezember 2021 hatte es quasi als Weihnachtsgeschenk für die Künstlerstadt den positiven Fördermittelbescheid gegeben. Das Projekt Sanierung der Rathausstraße 39 in Kalbe war in die Förderperiode des letzten Leader/CLLD-Verfahrens der Europäischen Union hineingerutscht, weil ein anderes Projekt ausfiel. Doch das bedeutet in dieser Zeit noch lange nicht, dass auch alles glatt läuft und tatsächlich gebaut werden kann - man kennt das in Kalbe. Im Falle Kulturhofes sprang erst ein
Fördermittelgeber ab, dann brachte eine enorme Kostensteigerung im Bauwesen den ganzen Finanzierungsplan durcheinander.
„Wir mussten nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Und da das Gebäude ein Einzeldenkmal ist, sind natürlich auch nicht unerhebliche Mehrkosten für die Sanierung einzuplanen", berichtet Köbele. Doch jetzt sei alles abgesichert, die Aufträge an die
Gewerke vergeben und nach den Feiertagen soll es losgehen. Erst werden neue Fenster eingebaut, dann folgen die Außenwanddämmung, Maurerarbeiten, Elektrik, Sanitäranlagen, Fliesen und so weiter.
Die Bausumme für diesen Bauabschnitt betrage circa 242 000 Euro. Nicht alles davon wird gefördert. „Auch ein bedeutsamer Eigenanteil ist aufzubringen, der leider nicht durch unsere vielen ehrenamtlichen Helfer als Eigenleistungen abgearbeitet werden kann", erzählt Köbele. Etwa 25 Prozent finanzielle Eigenleistung müssten erbracht werden. Dafür hofft die Künstlerstadt noch auf Spenden.
Arbeiten, die in Eigenleistung erfolgen, zählen leider nicht zu den Eigenmitteln, sagt Köbele und denkt dabei an das Abschleifen und Ölen der Böden und das Malern der Wände, das die Ehrenamtlichen schon für die linke Haushälfte erledigt haben - nicht ganz ohne Lehrgeld zu zahlen. „Kreidefarben konnte ich zum Beispiel eine Zeit lang gar nicht mehr sehen", sagt die Künstlerstadt-Chefin heute lachend. Die natürlichen Lehmwände sollten nämlich natürlich erhalten werden - mit natürlichen Farben. Weil es in der Natur aber keine DIN-Normen gibt, sah ein gelbes Säckchen Kreidefarbe nach dem Anrühren nicht unbedingt genauso aus wie das andere. „Wollte man mal eine Stelle ausbessern, hatte man plötzlich gelbe Flecken auf den Wänden. Wir waren so perfektionistisch, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt." Solche und ähnliche Erinnerungen würden inzwischen viele der Helfer haben, die zum Erhalt des Gebäudes beitrugen. „Wir schauen manchmal Bilder vom Beginn an und sind selbst erstaunt, wie es aussah, als wir es 2016 gekauft und zum ersten Mal betreten haben. Manch einer wollte gar nicht rein. Jetzt lieben alle das Gebäude."
Deshalb soll es nach der Fertigstellung auch ein großes Fest geben. Denn der Kulturhof soll allen offenstehen: für kulturelle Workshops im Kinder- und Jugendbereich, für die vielen Stipendiaten aus aller Welt, für Festivalteilnehmer, aber auch für interkulturelle Kochabende und für Kleingruppen. „Somit wird der Kulturhof immer mehr ein Ort der generationsübergreifenden, internationalen und kulturellen Begegnung", plant Köbele.
Wer die Künstlerstadt bei den Arbeiten am Kulturhof unterstützen möchte, ist zu Arbeitseinsätzen ebenso willkommen wie als Spender. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kuenst-lerstadt-kalbe.de, per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und telefonisch unter 0 39080/29 59.
© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 21.12.2022, S. 18