21.6.2021
Hochkarätige Musiker treffen auf Spielplatz der Anarchie
Erfolgreicher Abschluss des vierten Potentiale-Festivals für improvisierte Musik und ländliche Entwicklung
Kalbe (de) • „Es war die bisher beste Potentiale", sagte Festival-Kurator Steffen Roth nach Abschluss des vierten Potentiale-Festivals, das von Donnerstag bis Sonntag in Kalbe auf Initiative des Künstlerstadtvereins stattfand. „Es hat alles sehr gut geklappt. Wir werden jedes Mal professioneller", bestätigte Künstlerstadt-Initiatorin Corinna Köbele. Begeistert zeigte sie sich, wie auch viele Gäste, von den Darbietungen der Musiker. „Es wurde Hochkarätiges geboten und vieles überraschte auch." So etwa die Schlagzeuger Chris Corsano und Yuko Oshima oder Hanne de Backer mit dem Saxofon. Da es keine große Bühne gab, wirkten die Musiker nahbar. Unmittelbarer Kontakt zum Publikum war möglich. Und schließlich erlebten die Gäste die internationalen Musiker nicht nur auf der Bühne, sondern sie begegneten ihnen auch in der Stadt, beim Essenholen, beim Verein oder am Abend beim Tanz auf dem Kulturhof. Ein Austausch mit ihnen war möglich. Und dazu trug auch das neue Angebot SPA (Spielplatz der Anarchie) bei, bei dem sich lokale Musiker mit den Größen der experimentellen Musik verabredeten, um gemeinsam zu musizieren. „Und das hat viele Musiker aus der Region angezogen", so Köbele. Und nicht nur Musiker, sondern auch Gäste waren neugierig. Wie Erhebungen, die an den Festivals-Tagen die Leibniz Universität Hannover vornahm, zeigen, kamen viele Gäste aus der Umgebung und aus Kalbe. Sie profitierten auch vom Angebot, das Festival kostenlos besuchen zu können. Des Weiteren lockte der Tanz in der Nacht, bei dem DJs auflegten. So kamen viele junge Leute aus der Region, die bisher noch nicht mit dem Feld der improvisierten Musik in Berührung gekommen waren, auf den Kulturhof. Gäste, aus der Ferne, die das Festival besuchten, schilderten, dass sie die Kalbenser als sehr freundlich empfunden hätten. Neben den Konzerten wurden Workshops angeboten: zum Thema Musik - direkt von den Künstlern, über Yoga, Didgeridoo, Siebdruck oder Blumenkränzebinden. Letzterer wurde besonders gut angenommen. Überall in der Stadt waren Blumenkränze, auch die Besucher selbst trugen Kränze. Bei der Podiumsdiskussion in der Kirche diskutierten der Jugendbeirat Gardelegen, der künftige Landrat Steve Kanitz, Tom Jerusel von der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt und Corinna Köbele über das Thema „Mach mal Stadt!". Dabei ging es darum, wie Engagement genutzt werden kann, um ein Miteinander, um eine Stadt zu gestalten. Ähnliches war im alten Gericht Thema. Dort waren Ideen gegen Leerstand gefragt.
Der Vizepräsident des Landesmusikrates, Peter Grunwald, lud zum sogenannten Drum Circle ein und ließ das Publikum selbst mit Instrumenten improvisieren, die auf jedem Sitz platziert waren.
Auch Theater gab es beim Festival: Franziska Hoffmann (links) und Kristina Feix vom Theater Kranewit aus Berlin zeigten das Märchen "Rapunzel" zweimal in der Kulturscheune auf dem Kulturhof.
Aufgezeigt wurde auf diesem Plan, wo sich in Kalbe Leerstand befindet. Wer Ideen hatte, wie diese Gebäude genutzt werden könnten, konnte diese aufschreiben. Das Projekt wird weitergeführt. Fotos: Doreen Schulze
© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 21.6.2022, S. 17