Presse­berichte

Von Doreen Schulze

Kalbe • Nanu, Renovierung noch nicht abgeschlossen? Wer beim Betreten des Ausstellungsraums in der Galerie „Die 8" im ersten Moment glaubte, in eine noch nicht aufgeräumte Baustelle gelangt zu sein, der verstand auf den zweiten Blick aber, dass es sich bei den farbigen Kabeln, Rohren und Eimern um ein Kunstwerk handelte. Die koreanische Künstlerin Haedam Lee gestaltete es. Was sie damit darstellt? Die einen Besucher des ersten Atelierrundgangs beim zehnten Internationalen Sommercampus des Künstlerstadt- vereins am Sonnabend sahen darin, wie sich Energien verbinden und zum Schluss über eine Himmelsleiter - eines der Rohre führte kerzengerade in die Zimmerdecke - ins Universum ableiten. Andere entdeckten ein Geflecht aus Adern, Venen und Sehnen. Das sei ja das Besondere an der modernen Kunst, dass ein Werk nicht die einzig wahre Aussage trifft, so Künstlerstadt-Initiatorin Corinna Köbele. Es zeigt eine Betrachtungsmöglichkeit des Künstlers. Und jeder Betrachter kann etwas anderes erkennen. Köbele forderte daher die Besucher auf, beim Anschauen der Objekte mit dem Nebenmann ins Gespräch zu kommen, ihn zu fragen, was er denn sehe. So „ist Kunst etwas, dass miteinander verbindet". Es sei aber auch in Ordnung, wenn jemand mit einem Kunstwerk gar nichts anfangen könne. „Es ist okay. Es mag ja auch nicht jeder Schnitzel und Spargel." Kunst ist eben Geschmackssache. Kunst liegt im Auge des Betrachters. Der diesjährige Sommcampus ist ein Jubiläumscampus. Die sommerliche Schaffensphase junger Künstler in der Milde-Stadt findet zum zehnten Mal statt. Grund genug für Katja Pähle, Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt, und SPD-Landtagsmitglied Juliane Kleemann, dem Campus einen Besuch abzustatten. Die beiden Politikerinnen waren „total begeistert, was mit ehrenamtlichem Engagement zu schaffen ist", äußerte die Künstlerstadt-Initiatorin. Sie schilderte den Galeriebesuchern, wie der Verein vor zehn Jahren mit kaum einem Cent in der Tasche aber viel Tatkraft angefangen hat. Und auch heute gibt es immer noch viele Unterstützer. So gab es am Sonnabend Kuchen aus Altmersleben. Die fleißigen Kuchenbäcker kündigten an, auch in Zukunft wieder Selbstgebackenes vorbeizubringen. Positiv überrascht sei Köbele von ersten Aussagen der Studenten der Leibnitz Universität Hannover gewesen. Diese haben vor einigen Tagen eine Umfrage in Kalbe zur Wahrnehmung der Arbeit des Künstlerstadtvereins vorgenommen. „Ich hatte auch mit kritischen Stimme gerechnet, musste aber erfahren, dass sehr viele Befragte unsere Arbeit positiv bewerten." Der nächste Atelierrundgang startet am Sonnabend, 30. Juli, um 14 Uhr. Die Führung startet dann wieder wie gewohnt in der Trabi-Bude des Künstlerstadtvereins.