Presse­berichte


 

17.8.2020

Ungeheuer vom Rheinfall kommt an die Milde

Kalbenser Sommercampus 2020: vierter Atelierrundgang mit Einblick in Literatur, Musik, Skulptur, Installation und Performance

 

 

Von >

Doreen Schulze

Kalbe • Vielseitig wie noch nie ist in diesem Jahr das künstlerische Schaffen der Stipendiaten des mittlerweile achten internationalen Sommercampus des Künstlerstadt-Vereines Kalbes - Literatur, Musik, Skulptur, Installation, Performance und Film. Und das, obwohl nicht alle der insgesamt angemeldeten 31 Künstler, die aus der ganzen Welt in die Mildestadt reisen wollten, coronabedingt kommen durften. Nachdem nach diesem Wochenende einige Teilnehmer abreisten, dafür heute neue anreisen, zählt die Aktion derzeit 17 Künstler. Übrigens: Die erwarteten Künstler aus Luxemburg werden coronabedingt auch nicht kommen. „Luxemburg ist derzeit dicht", berichtet Corinna Köbele, Initiatorin der Künstlerstadt.

„Delphine füttern" unter dem Nussbaum

Am Sonnabend luden die Stipendiaten zum vierten Atelierrundgang ein. Sie präsentierten das Ergebnis ihrer Kalbenser Schaffensphase. Cecilia Röski, die mittlerweile wieder abgereist ist, las unter dem schattigen Nuss¬

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Hannes Mischke gestaltete Illustrationen für ein Kinderbuch.

baum hinter der Trabi-Bude aus ihrem Debütroman „Delphine füttern" vor. Ihr Werk umfasst zwei Erzählstränge, die jeweils aus der Sicht eines Vaters und dessen Tochter berichten. Mit Textfragmenten gestaltete die Autorin zudem das Gerichtsgebäude und „verändert so die äußeren und inneren Räume", wie Köbele in ihrer Begrüßungsrede äußerte.

Mit dem Handscanner die Welt abtasten

Für Hannes Mischke ging die Zeit des Sommercampus' nun ebenfalls zu Ende. Er überzeugte das Publikum mit Malerei. Farbenprächtig, wenn auch unvollendet, zog sein Bild, das im Zeitzer Franziskanerkloster einen Platz finden soll, die Betrachter in seinen Bann. Es erinnert an die Einweihung des ersten lutherischen Bischofs im deutschen Sprachraum, Nikolaus von Amsdorf. Außerdem zeigte Hannes Mischke Illustrationen für ein Buch. Die Geschichte stützt sich auf eine Sagengestalt, die am Rheinfall bei Schaffhausen beheimatet ist. Rund um dieses Ungeheuer soll ein Kinderbuch entstehen. Der konkrete Inhalt wird anhand der fertigen Zeichnungen erarbeitet, was ungewöhnlich ist. In der Regel gibt es nämlich erst die Geschichte und dann die Bilder. Mischke gestaltete das Ungeheuer optisch nach Vorgaben von Beat Toniolo, der eine entsprechende Skulptur geschaffen hat, die am Rheinfall aufgestellt ist. Mit dem Scanner die Welt abzutasten, hat sich Rüben Bürgam zur Aufgabe gemacht. Bezugnehmend auf das Projekt „Befragung von Blase und Welt", das sie gemeinsam mit Jasmin Hantl umsetzt, performte sie am Sonnabend mit Tania-Maria Sternberg auf dem Kulturhof. Bürgams Handwerkszeug ist der Scanner. Mit einem Handscanner tastet sie buchstäblich die Welt ab.

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Mit Scanner und Maske: Die Künstlerinnen Ruben Bürgam (rechts) und Tania-Maria Sternberg zeigten eine Performance auf dem Kulturhof.

 

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Rares Matei (rechts) und Katharina Quast sahen sich ein Bild von Hannes Mischke an, das in Zeitz an die Einweihung des ersten lutherischen Bischofs, Nikolaus von Amsdorf, erinnern soll.

 

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Cecilia Röski las im Gasten hinter der Trabi-Bude aus ihrem Debütroman „Delphine füttern" vor. Für die Stipendiatin ist der diesjährige Sommercampus nun schon vorbei. Fotos: Doreen Schulze

 

© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger,17.8.2020, S.9