22.8.2017
Entschleunigende Reise in die „Stein-Zeit"
Carl Vetter präsentierte in Kalbe eine ungewöhnliche Klangaktion
Künstler Carl Vetter schuf mit seiner Klangaktion einen Gegenentwurf zur heutigen, akustischen Reizüberflutung. Foto: Conny Kaiser
Kalbe (cn) • Stein ist nicht gleich Stein - und Raumklang ist nicht gleich Raumklang: Das wurde am Sonntagnachmittag in den verschieden hohen Gemäuern der evangelischen Kirche in Kalbe deutlich. Dort nämlich entlockte der Künstler Carl Vetter einer Auswahl an Natursteinen Töne. Viele dieser Steine hatte er zuvor im Huy, einem Bergzug im Harzvorland, gesammelt, sie in ihrer Ursprünglichkeit belassen und sie zur besseren Instrumentalisierung auf Holzbrettern befestigt. Andere Steine wiederum, die Vetter, vorrangig rollend auf dem Fußboden, zum Einsatz brachte, hatte er zuvor in verschiedenen Teilen der Altmark gefunden. Der in Salzwedel lebende Kreative, dessen Aktion quasi den diesjährigen Wintercampus des Künstlerstadt-Vereins Kalbe einläutete, durchschritt aber mit seinen klingenden Steinen auch die verschiedenen Gebäudeteile der Kirche und machte sie damit in beruhigender Weise anders erfahrbar als sonst üblich. Etwa 20 Zuhörer, darunter auch Pfarrer Dieter Borchert, verfolgten dieses etwas mystisch anmutende Treiben, dessen Ziel es war, der Reizüberflutung der heutigen Zeit eine deutlich langsamere, akustische Wahrnehmung entgegenzusetzen.
© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 28.2.2017, S. 18