Lena Teresa Flohrschütz     und       Beate Körner

 Mai 2015

 

Wunderbares in der Wunderkammer 

Kurioses aus Kalbe verwandeln Beate Körner und Lena Teresa Flohrschütz zu Kunst / Großes Maifest am 26. Mai

Von Hanna Koerdt 

Kalbe. Irgendwie wunderlich sieht es derzeit im ehemaligen Berufsberatungszentrum an der Kalbenser Gerichtstraße 20 aus. Mitten im Raum steht ein Spinnrad, daneben ein kleines Plastikpferd mit rosa Hufen. In einer Ecke ein Wäschekorb« daneben ein farblich passender Kindergartenstuhl. Im Nebenraum steht ein alter Werbeaufsteller, an seinem Fuß liegen Blumen. Platziert haben diese Dinge Beate Körner und Lena Teresa Flohrschütz. Die beiden Künstlerinnen sind gerade in Kalbe, als Artist in Residence Stipendiatinnen der Künstlerstadt. Es ist nicht der erste Aufenthalt in der Mildestadt. Lena Teresa Flohrschütz, die in München und Karlsruhe Medienkunst studiert hat, war beim allerersten Sommercampus dabei, „verliebte" sich auf Anhieb in die Stadt und animierte ihre Freundin Beate Körner dazu, gemeinsam am Wintercampus teilzunehmen. Nun sind sie wieder hier, das erste mal arbeiten sie an einem gemeinsamen Projekt. Im ehemaligen Berufsberatungszentrum haben die jungen Künstlerinnen ihr Atelier, ihre „Wunderkammer" - so nennt sich ihr Konzept. „Eine Wunderkammer wurde früher auch Kuriositätenkabinett genannt. Dies waren Frühformen von Museen", erklärt die 28-jährige Künstlerin Beate Körner, die in Karlsruhe freie Kunst studiert hat und seit zwei Jahren in Reykjavik lebt. Diese fürstlichen Sammlungen waren ein Sammelsurium unterschiedlichster Objekte, darunter beispielsweise Kirschkernschnitzereien, Straußeneier, chirurgische Instrumente, Spielautomaten oder das Horn des Einhorns -in Wahrheit das Horn eines Narwals. Das Horn haben die Künstlerinnen zwar nicht in ihrer Wunderkammer, aber genug andere lustige, interessante, kuriose Kleinigkeiten und Großartigkeiten, die sich Interessierte immer wenn die Künstlerinnen an der Ausstellung arbeiten noch eine Woche lang anschauen können. Und die Besucher können selbst zu der Ausstellung beitragen, denn die meisten Dinge der Wunderkammer kommen aus Kalbe: „Viele Menschen haben uns etwas vorbeigebracht, was sie selbst zu Hause hatten und kurios fanden" erzählt Körner. Jeder kann Sachen vorbeibringen, am Ende kann er sich diese auf Wunsch auch wieder abholen. So ist die Wunderkammer auch stets im Wandel, entwickelt sich weiter. Manche Objekte bleiben so wie sie sind, andere werden aus ihrem Zusammenhang gerissen, kombiniert und verändert. Das Arbeiten in Kalbe gibt den beiden jungen Künstlerinnen „Raum für kreatives Spiel und Freiheit", so Beate Körner. Beim künstlerischen Konzept sei es häufig so, dass der Künstler sich schon im Schaffen nach der Sinnhaftigkeit und Richtigkeit seines Werkes fragt. Bei diesem Konzept „urteilen wir nicht, wir wollen einfach machen, ohne uns nach der Relevanz zu fragen", erklären sie. Das bedeute aber nicht, dass sie die Arbeiten nicht ernstnehmen, ganz im Gegenteil. „So entstehen viel direktere Arbeiten", erklärt Körner. Bis zum Freitag, 29, Mai. können sich Besucher die Ausstellung ansehen, am Donnerstag, 28. Mai, wird um 18 Uhr in den Räumen des ehemaligen Berufsberatungszentrums die Finissage, also die AbschlussveranstaItung stattfinden.  

„In einer Gesellschaft, die das Staunen verlernt hat, haben wir gemerkt, dass wir andere begeistern können sobald wir anfangen, ein wenig zu spinnen“, so Beate Körner (links) und Lena Teresa Florschütz. Foto Privat

© Altmark Woche, 27. Mai 2015, S.16  

 

 Paul Jeute


 Mai 2015

Lesung am 12. Mai 2015 ,19:00 Uhr

im Burg-und Heimatmuseum

  

;

  

 

Pressebericht

„Viel Eindruck, viel Ausdruck"

Paul Jeute stellte im »Alten Wachhaus" Auszüge seines Romans vor

Kalbe (cn) # Dieser junge Mann hat Kalbe für sich entdeckt. Nicht nur als sogenannter Artist in residence, als der Paul Jeute sich derzeit für einige Wochen in der Künstlerstadt aufhält, sondern auch in Joggingschuhen. Zuweilen ist der 33-Jährige dabei zu beobachten, wie er an der Milde entlangläuft und die frische Luft und das satte Grün genießt. Vor wenigen Tagen, da war er allerdings in einer ganz anderen Rolle zu erleben: als lesender Autor. Jeute studiert nämlich am Deutschen Literaturinstitut in Berlin das Fach Literarisches Schreiben und arbeitet gerade an seinem ersten Roman, der bislang lediglich einen Arbeitstitel trägt, der aber auch seine Abschlussarbeit darstellen soll. In dem Buch, das er neben einigen Prosa-Miniaturen aus seiner Feder im Burg- und Heimatmuseum „Altes Wachhaus" vorstellte, geht es um einen Zimmermann, der sich nach der Ausbildung auf die Walz begibt und den es dabei unter anderem auf den Balkan führt. Entdeckungsreisen durch den Balkan. Dieses Gebiet in Südosteuropa ist es auch, das es Paul Jeute besonders angetan hat. Bereits mehrfach hat er sich dort aufgehalten, hat Länder und Leute kennen und schätzen gelernt. Nicht von ungefähr lautet sein Künstlername Micul Dejun. Das ist Rumänisch und bedeutet nichts anderes als Frühstück. „Viel Eindruck, viel Ausdruck": Natürlich, so sagte Künstlerstadt-Initiatorin Corinna Köbele in ihrer Begrüßungsrede, würde das, was Paul Jeute bei seinen Reisen erlebt habe, auch in seine Werke einfließen. Diese sind von einer präzisen, ungeschwurbelten Sprache geprägt. Und dem Autor gelinge es darin, „ein bewegtes Bild der von der Geschichte vernachlässigten Menschen" zu zeichnen. Das jedenfalls habe seine Professorin über ihn geschrieben, sagte Corinna Köbele. Und nicht nur dies habe sie veranlasst, Paul Jeute nach einer entsprechenden Bewerbung seinerseits nach Kalbe einzuladen. Hier, so sagte der gebürtige Dresdener, finde er die Ruhe, die er zum Schreiben brauche. Und auch hier habe er tolle Menschen kennen gelernt, allen voran seinen Paten Ralf Schulenburg. „Er musste mir ganz viel erzählen", so Jeute. Aber auf diese Weise habe er dann auch die hiesige Region besser für sich entdecken können. Und wer weiß? Vielleicht fließt ja auch das schon bald in ein neues literarisches Werk des Künstlers ein.

Neben Auszügen aus seinem ersten Roman trug Paul Jeute (3. von rechts) im Wachhaus auch einige # Prosa-Miniaturen vor, die Bilder aus seiner jetzigen Heimatstadt Leipzig zeichnen. Rechts sein Pate Ralf Schulenburg, der dem jungen Mann viel über Kalbe erzählt hat.

Foto: Conny Kaiser

© Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger, 18.5.2015, S. 19